Sichtbarkeit in sozialen Medien erhöhen: Tipps für Kommunalpolitiker*innen, um junge Wähler*innen zu erreichen
Ältere Menschen kennen kommunale Politiker*innen oft durch Zeitungen oder berufliche Begegnungen, während sie für jüngere, die vorwiegend soziale Medien nutzen, oft unsichtbar bleiben. Dadurch fehlt vielen jungen Menschen der Kontakt zur lokalen Politik. Dies zwingt Politiker*innen, ihre Kommunikationsstrategien zu überdenken und Social Media zu nutzen, um jüngere Wähler*innen zu erreichen. Aber wie geht das? In diesem Beitrag erfahren Sie, warum Social Media in der Kommunalpolitik so wichtig ist, welche Social Media Grundlagen (unter anderem im Bereich Mindset) man verstehen sollte und welche drei konkreten Content-Formate im kommunalpolitischen Bereich sinnvoll sind.
Warum ist Social Media für Politiker*innen in der Kommunalpolitik wichtig?
Kommunale Politiker*innen sind eine besondere Kategorie von Amtsinhaber*innen. Sie sind neben ihren vielfältigen politischen Aufgaben häufig noch in zeitintensiven Hauptberufen tätig und müssen somit möglichst zeit- und kosteneffektiv arbeiten. Gerade deshalb ist Social Media für kommunale Amtsinhaber*innen ideal. Durch ihre häufigen persönlichen Begegnungen mit Bürger*innen vor Ort können sie ihre Bürgernähe optimal präsentieren und haben gleichzeitig ein genaues Gespür für die Anliegen der Menschen in ihrem Wahlkreis. Darüber hinaus bietet Social Media sowohl zeitlich als auch finanziell eine effiziente Alternative zum herkömmlichen Straßenwahlkampf oder zu kostenintensiven Printprodukten.
Das eine erfolgreiche Social Media Kampagne zu erheblichen Wahlerfolgen führt, zeigt sich derzeit leider bei Politiker*innen der AfD. Ein Beispiel ist Björn Höcke, dessen TikTok-Account während des Thüringer Landtagswahlkampfs bis zu 650.000 Menschen erreichte, während der erfolgreichste Beitrag von Mitbewerber Bodo Ramelow lediglich 38.000 Menschen ansprach.
Für Nina Scavello und Giulia Fioriti, Gründerinnen der Social-Media-Agentur mecoa, ist dieser Zusammenhang zwischen Reichweite und Wahlerfolg kein Zufall. Sie analysieren seit Jahren die Social Media Aktivitäten politischer Parteien. Während die traditionellen Parteien auf TikTok gemeinsam nur ein Viertel der Reichweite der AfD erzielen und zunehmend an Rückhalt verlieren, setzt die AfD ihren Erfolgskurs fort.
So entwickelte sich für Scavello und Fioriti die Mission, Politiker*innen dabei zu helfen, Brücken zwischen Politik und Bürger*innen zu bauen, was sie seit der Gründung von mecoa 2019 umsetzen. Ihre zentrale Botschaft lautet: Um demokratische Werte zu schützen und zu fördern, müssen Politiker*innen dort präsent sein, wo ihre Wähler*innen sich aufhalten. Im Jahr 2023 nutzten etwa 85 Prozent der Deutschen Social Media nicht nur zur Unterhaltung, sondern auch zur Informationsbeschaffung. Politiker*innen, auch auf kommunaler Ebene, können es sich nicht leisten, diese Kanäle zu ignorieren.
Die wichtigsten Social Media Basics und das richtige Mindset:
Das wohl wichtigste zuerst: Eine kleine, aber interessierte Community ist wertvoller als eine große Community, die nicht mit dem Account interagiert. Der Grund dafür sind die Social Media Algorithmen, die entscheiden, wie oft ein Post andern Usern angezeigt wird. Je mehr Interaktionen ein Beitrag bekommt, desto mehr Reichweite wird der Algorithmus im Normalfall geben. Kommunale Politiker*innen sollten sich daher nicht entmutigen lassen, wenn die Follower*innenzahl anfangs nicht so schnell wächst, wie gewünscht und den Fokus auf den Austausch mit der Community, z.B. durch Kommentare, legen.
Dennoch ist es wichtig, sich im ersten Schritt genau über die verschiedenen sozialen Netzwerke, deren Charakteristika und die Zielgruppen, die sie ansprechen, zu informieren. Vergleiche diese mit den Zielgruppen, die du im Wahlkampf erreichen möchtest, und wähle bewusst die für dich passenden aus.
Die Erfahrung der Expertinnen zeigt, dass langfristiges und regelmäßiges Posten und das damit verbundene nachhaltige Wachstum von Reichweite und Bekanntheit oft von der Entwicklung eines Content-Planungsprozesses abhängen, der Zeit spart und die Nerven schont. Ein klarer Prozess stellt außerdem sicher, dass die Inhalte strategisch bleiben und erleichtert es, in den „Flow“ zu kommen.
Nina Scavello rät: “Ermöglicht euch feste Tage für die Content-Erstellung, sammelt Themen, erstellt Video-Skripte, Grafiken und Fotos in einem Rutsch und plant die Beiträge vorab ein.“
Für die einfache Gestaltung der Posts, insbesondere mit Grafiken, empfehlen die Gründer*innen von mecoa das Grafik-Tool Canva. Es ist intuitiv aufgebaut und ermöglicht es, Inhalte auch ohne entsprechendes Know-how anschaulich darzustellen. Zudem empfehlen Fioriti und Scavello die Meta Business Suite, mit der Inhalte automatisch eingeplant und veröffentlicht werden können.
Drei Social Media Content-Formate für Kommunalpolitiker*innen
Eine der häufigsten Fragen bei der Social Media Arbeit: Was soll ich posten? mecoa empfiehlt drei konkrete Content-Formate für kommunalpolitische Accounts:
Format #1: Informationen zu regionalen Themen.
Viele Menschen wollen sehen, dass ihre Heimatkommune und die lokalen Politiker*innen sich um ihre Anliegen kümmern. Finde heraus, was die Menschen in deinem Wahlkreis am meisten bewegt und erstelle dann genau zu diesen Themen Postings.
Sebastian Kurz, Bürgermeister der Stadt Aichtal und Politik Akademie Teilnehmer bei mecoa, nutzt regelmäßig die Instagram Stories, um zu erfahren, was die Bürger*innen aktuell beschäftigt und Antworten auf ihre Fragen zu geben (siehe Screenshot).
Format #2: Aktuelle Trends.
Ideal, um junge Zielgruppen auf TikTok anzusprechen. Sie vermitteln ein “cooles”, sympathisches und authentisches Bild von politisch Tätigen. Und gleichzeitig führt das Aufspringen auf Trends dazu, dass die Posts mehr Potenzial für virale Reichweiten haben.
Format #3: Wöchentliche Vlogs oder regelmäßige Updates. Sie fördern die Nahbarkeit, zeigen viel Persönlichkeit, informieren und regen den Dialog an. Menschen interessieren sich grundsätzlich für die Personen hinter einem Account, was Blicke hinter die Kulissen zum idealen Content-Format macht.
Entscheidend ist dabei, stets den Mehrwert des Contents für die jeweilige Zielgruppe im Fokus zu behalten.
Kommunalpolitikerin Babette van Lengerich (Screenshot), eine Teilnehmerin des sechsmonatigen Social-Media-Online-Trainingsprogramms „Politik Akademie“ von mecoa, zeigt in einem ihrer letzten TikTok-Videos hervorragend, wie es geht: Sie zeigt sich an einem bekannten lokalen Ort, spricht über ihre persönliche Verbindung dazu, erklärt ihren Standpunkt über eine aktuelle öffentliche Debatte diesbezüglich und zeigt konkret, wie sie sich für die Lösung eines dortigen Problems einsetzt. Beeindruckende 20.000 Views und ein reger Austausch in den Kommentaren zeigen, dass sie damit genau den Nerv ihrer Zielgruppe gefunden hat.
Abschließend lässt sich sagen: Bei all diesen Tipps ist vor allem eines entscheidend – das Aneignen von Expertenwissen. Es ist notwendig, sich die richtigen Werkzeuge an die Hand geben zu lassen, um nachhaltig mit Social Media erfolgreich zu sein.
Genau hier setzt die sechsmonatige „Politik Akademie“ von mecoa an. Im Onlinekurs lernen die Teilnehmer*innen in zahlreichen Modulen alles von Positionierung und Themenfindung bis hin zu Social Media Werbeanzeigen. Zusätzlich gibt es wertvolle Materialien wie Contentpläne und Grafikvorlagen, die den Einstieg erleichtern. Ein besonderer Vorteil: Die Gründerinnen stehen rund um die Uhr zur Verfügung, und in wöchentlichen Zoom-Calls können sich die Teilnehmer*innen untereinander vernetzen und von thematischen Schwerpunkten profitieren.
QR-Code zum Strategiegespräch
Link zum Strategiegespräch: https://politik.mecoa.de/bewerbung-strategiegespr%C3%A4ch/