Werkstattgespräch in Niedersachen: Kommunalpolitik attraktiv gestalten

Am 14. Januar haben die Partnerregion der Landkreise Emsland, Osnabrück und Grafschaft Bentheim mit dem Deutschen LandFrauenverband zum Werkstattgespräch eingeladen, um mit interessierten Frauen der Region über die Rahmenbedingungen der örtlichen Kommunalpolitik zu diskutieren. Die Teilnehmerinnen sowie der Landrat der Grafschaft Bentheim, Uwe Fietzek, haben unter Anleitung der Moderatorin Janina Tiedemann das Thema von verschiedenen Perspektiven beleuchtet und über Möglichkeiten gesprochen, wie die Rahmenbedingungen für Frauen attraktiver gestaltet werden können.

Größte Hürde: Vereinbarkeit

Klar ist: Die größte Hürde für politisch interessierte Frauen liegt in der Vereinbarkeit von Beruf, Privatleben und politischem Engagement sowie den veralteten Strukturen in der Sitzungskultur. Viele Frauen, die in der Kommunalpolitik aktiv sind oder es sein wollen, jonglieren parallel dazu mit ihren beruflichen Verpflichtungen, der Care-Arbeit innerhalb der Familie und nicht selten noch einem Ehrenamt. Die Anreize, um sich zusätzlich politisch zu engagieren, sind nicht sehr hoch: geringe Wertschätzung und (finanzielle) Anerkennung, hoher Zeitaufwand bei schlechter Planbarkeit und oft ein rauer Tonfall, insbesondere gegenüber Frauen.

Um mehr Sensibilität und Verständnis für die verschiedenen Interessens- und Anspruchsgruppen in der Politik zu gewinnen, schlüpften die Teilnehmerinnen in einer Gruppenübung in verschiedene Charaktere, wie sie überall in der Kommunalpolitik zu finden sind. So übernahmen sie beispielsweise die Rolle der politisch interessierten Teenagerin, die Veränderungen anstoßen und die Bedürfnisse ihrer Generation vertreten möchte und die der jungen Mutter, die sich mit Vereinbarkeitsproblemen konfrontiert sieht. Sie schlüpften auch in die Rollen des  Parteivorsitzende, der zwischen Innovationsbestrebungen und Modernisierungswünschen die eigenen politischen Ziele nicht vernachlässigen möchte oder der „alten Hasen“, die ihre langjährigen Machtpositionen gar nicht oder nur mit Zweifeln abtreten, aus Angst vor dem eigenen Bedeutungsverlust aber auch, weil die Notwendigkeit von geschlechtergerechter Teilhabe und Veränderungen nicht gesehen wird.

So können Rahmenbedingungen verbessert werden

In Gruppenarbeiten und in großer Runde diskutierten die Teilnehmerinnen, wie die Rahmenbedingungen in der Politik für alle verbessert werden können – unter Berücksichtigung der verschiedenen Bedürfnisse, Voraussetzungen und Sorgen. Um mehr Frauen für Politik zu begeistern und ihnen sowohl den Einstieg als auch die politische Arbeit zu erleichtern, nannten die Teilnehmerinnen:

  • kommunale Angebote/Unterstützung für Kinderbetreuung

  • Erhöhung der Aufwandsentschädigung

  • hybride Sitzungsangebote

  • das Thema in der Gesellschaft sichtbar machen, Problembewusstsein wecken und Frauen wie Männer sensibilisieren

  • direkte Ansprache von engagierten Frauen und überparteiliche Vernetzung von Frauen durch Mentoring-Programme und Stammtische

Einblicke in die Praxis

Ein Highlight des Tages war zudem der Austausch mit der Bundestagsabgeordneten Filiz Polat. Schon seit ihrer Jugend ist sie bei Bündnis 90/Die Grünen aktiv, und konnte  einen umfassenden Einblick in die politische Arbeit von der Kommunal- bis zur Bundesebene geben. Sehr offen wurde in dem Gespräch auch über die noch immer zu häufig vorkommenden Anfeindungen und Übergriffe gegenüber Frauen in der Politik gesprochen. Klar ist, Frauen müssen sich gegenseitig unterstützen, solidarisch sein und ein starkes Netzwerk bilden. So können sie anderen Frauen motivierendes Vorbild sein und eine echte Willkommenskultur für Neueinsteigerinnen schaffen.


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